Regional erzeugte Lebensmittel erfahren in den letzten Monaten eine steigende Beliebtheit. Dabei sind neben Regionalität auch nachhaltige Erzeugung und tiergerechte Haltung Kaufmotivation der Verbraucher:innen. Dies kann hauptsächlich für den Ökolandbau eine Triebkraft beim Ausbau der Produktmengen sein. Erzeuger:innen, Verarbeiter:innen, Politik und Verbraucher:innen erhalten dadurch die Möglichkeit, bestehenden Umweltproblemen durch die derzeitige Nutzung landwirtschaftlicher Flächen entgegenzuwirken. Aber auch konventionell erzeugten Nahrungsmitteln bietet der regionale Markt Chancen.
Aus diesem Grund ist die Darstellung der Auswirkungen von landwirtschaftlichen Produktionssystemen auf verschiede Umweltbereiche ein zentraler Ansatz im Projekt WERTvoll. Hier steht nicht nur der Schutz des Trinkwassers für die Stadt Leipzig im Fokus, sondern auch Auswirkungen auf Boden, Klima und Biodiversität.
Der in WERTvoll verfolgte Ansatz ist so aufgebaut, dass mit verschiedenen Indikatoren die Wirkungen auf die einzelnen Umweltbereiche umfassend beschrieben werden können. Die gesetzten Zielwerte sind fachlich begründet und schließen eine negative Auswirkung auf die Umwelt weitgehend aus. Für eine Vergleichbarkeit werden die jeweiligen Ergebnisse in einen Wert zwischen 0 und 1 überführt, wobei eine Bewertung mit 1 das ökologische Optimum darstellt. Je niedriger der Wert, umso höher sind die Umweltrisiken (Abbildung, grüner Bereich = nachhaltig). Zur Ermittlung der Indikatoren werden umfangreiche Daten zum landwirtschaftlichen Produktionsprozess aus betrieblichen Aufzeichnungen analysiert. Dadurch ist es gleichzeitig den Landwirten möglich, ein gezieltes Management zur Verbesserung von Nachhaltigkeitskriterien im Betriebsablauf aufzubauen und Zielwerte zu realisieren.
Der Vergleich von Umweltwirkungen im Pflanzenbau zwischen einem ökologischen und zwei konventionellen Projektbetrieben verdeutlicht die jeweiligen Stärken und Schwächen. Im Ökobetrieb führen vielseitige Fruchtfolgen und Kreislaufwirtschaft zu einer potenziell geringen Gefährdung von Boden, Wasser, Klima und Biodiversität. Zudem ist der CO2-Fußabdruck der Produkte geringer als in den Vergleichsbetrieben. Lediglich auf die Phosphorversorgung sollte der Betrieb ein Augenmerk legen.
Bei konventioneller Flächennutzung sind vor allem Probleme beim Wasserschutz gegeben. Mit dem Einsatz mineralischer Stickstoffdünger werden erhöhte Verlustpotenziale verursacht, welche dann zu problematischen Nitratkonzentrationen im Sickerwasser führen können. Im Gegensatz zum ökologischen Landbau werden außerdem chemische Pflanzenschutzmittel ausgebracht. Diese können betriebsbedingt einem „notwendigen Maß“ (Betrieb B) entsprechen aber auch bei ausgeprägten Sicherheitsdenken überzogene Intensitäten aufweisen.
Dass auch konventionelle Betriebe in Bezug zu einzelnen Umweltbereichen nachhaltig wirtschaften können, zeigt der Projektbetrieb B. Auch hier bewirken vielfältige Fruchtfolgen mit Futtererzeugung und Kreislaufwirtschaft positive Effekte auf Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit.
Solche transparenten Analysen betrieblicher Umweltwirkungen haben das Potenzial den Verbraucher:innen Kaufentscheidungen für regionale und auch nachhaltige Produkte zu erleichtern. Sie könnten beispielsweise als Produktinformationen über einen Umwelt-Score sichtbar werden oder in die Kriterien von Regionalmarken eingehen . Die Landwirte können ihrerseits ihr Bewirtschaftungssystem leichter auf Umweltwirkungen ausrichten und damit aktiv zu einer nachhaltigeren Nahrungsmittelproduktion beitragen.
von: Frank Reinicke, INL