Abschlussbericht der Vogeluntersuchungen im Wurzener Land erschienen

Fotos: Eine sehr artenreiche Vogelwelt im Wurzener Land umfasst u.a. Feldlerche, Grauammer, Mäusebussard und Wiesenschafstelze (von links nach rechts) – Alle Fotos: © Ralf Krechel

Die im Projekt WERTvoll untersuchten Agrarflächen des Wassergut Canitz weisen eine bemerkenswerte avifaunistische Vielfalt auf. Hierfür können mehrere Gründe angeführt werden: So spielt in diesem Zusammenhang der ökologische Landbau mit Bewirtschaftung der Äcker nach Bioland-Richtlinien eine wesentliche Rolle. Der Verzicht auf mineralische Düngung und Pestizide in Verbindung mit bodenschonenden Bearbeitungsweisen und vielfältiger Fruchtfolge lässt u. a. eine gegenüber konventionell bewirtschafteten Äckern reiche Segetalflora entstehen, die einer vielfältigen Kleintierwelt adäquate Lebensmöglichkeiten bietet. Beide Komponenten, Flora und Kleintierfaune, sind wichtige Nahrungsressourcen für viele Vogelarten in der Kulturlandschaft.

Eine der Ursache für die drastischen Bestandsrückgänge von Feldvögeln in der Agrarlandschaft ist die Verringerung der Strukturvielfalt auf den Ackerflächen durch schnell wachsende und sehr dichte Kulturpflanzenbestände. Fehlstellen mit spärlicher Vegetation, welche die Vögel zum Starten und Landen sowie zur Nahrungssuche brauchen, sind Mangelware. Der Anbau von Sommergetreide, welches z. B. von Feldlerchen bevorzugt wird, hat in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen. Beide Jahresbruten kann die Feldlerche in den heute bevorzugt angebauten Kulturen (v. a. Wintergetreide, Raps, Mais) nicht mehr durchbringen, wodurch ein erheblicher Anteil des Populationszuwachses entfällt.

Die Parzellierung der einstmals sehr großen und zusammenhängenden Ackerflächen durch Feldhecken und – im Projekt WERTvoll praktiziert – durch heckenähnlich gepflanzte Agroforststreifen wirken nicht nur der Winderosion der Bodenkrume entgegen, sondern stellen im Verbund mit den offenen Agrarflächen wertvolle Lebensräume für eine artenreiche Vogelwelt zur Verfügung und leisten zugleich einen wesentlichen Beitrag zum Biotopverbund.

Die neu gepflanzten und über mehrere Jahr avifaunistisch untersuchten Agroforststreifen sind aus ornithologischer Sicht positiv zu bewerten. Vor allem konnten keine direkten oder indirekten Verdrängungseffekte für im Offenland lebende Feldvögel durch die neuen Gehölzstrukturen beobachtet werden. So lange die Ackerflächen zwischen den Hecken und Agroforststreifen noch ausreichend groß und weit sind, d. h. ein noch weitgehend freier Rundumblick für Feldlerche und weitere Arten mögliche Beutegreifer frühzeitig erkennen lässt, werden auch die neuen Gehölze offenbar akzeptiert.

In strukturarmen und intensiv genutzten Agrarlandschaften ist der Anbau schnellwachsender Gehölze eine gute Methode, um nachhaltig und umweltfreundlich Energie zu erzeugen und zugleich die Strukturvielfalt, die Biodiversität und die Ökosystemleistungen der Agrarflächen zu erhöhen (Lüth 2023). Dies gilt insbesondere dann, wenn die Gehölzpflanzungen in Kombination mit weiteren strukturschaffenden Maßnahmen wie z. B. der Anlage von Blüh- und Brachflächen oder der Einbindung von Einzelelementen wie Baumsolitäre oder Altsträucher umgesetzt werden.

Fotos: Auf dem Wassergut Canitz wurde eine blütenreiche Untersaat in einen dreireihigen Agroforststreifen eingebracht (Fotos: Ralf Krechel).
 
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