Workshop: Resilienz durch regionale Kooperation? Wertschöpfung aus Agroforstsystemen mit schnellwachsenden Baumarten

Alle Fotos: © Julia Günzel / DeFAF
Alle Fotos: © Julia Günzel / DeFAF

Welche Rolle kann die Agroforstwirtschaft zukünftig für die regionale und dezentrale Versorgung mit nachwachsenden Ressourcen einnehmen? Welche Möglichkeiten der Weiterverarbeitung und Verwertung gibt es? Wo gibt es bereits Akteure in Brandenburg und Sachsen, die sich an der Wertschöpfungskette beteiligen?

Am 6. Dezember trafen sich auf dem Landwirtschaftsbetrieb Domin 29 agroforstinteressierte Landwirte, kommunale Vertreter, Unternehmer & Industriepartner mit Praxisforschern aus den Projekten AgroWertRegio (Link: https://agroforst-info.de/agrowert-regio-wertschoefpung-fuer-regionale-landwirtschaft/), OLGA (Link: https://www.projekt-olga.de/) und WERTvoll sowie dem DeFAF und VertreterInnen des LfULG Sachsen, um unterschiedliche Kooperationsbeziehungen zwischen Erzeugern und Abnehmern von Agrarholz zur Etablierung von regionalen Stoff- und Wertschöpfungskreisläufen zu diskutieren.

Der aktuelle Strategieplan der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) geht davon aus, dass im Jahr 2026 die Agroforst-Gehölzfläche auf deutschen Äckern etwa 200.000 ha beträgt. Im Dezember 2023 sind es bisher rund 56 ha. Da ist noch viel zu tun: Wie bekommen wir in Zukunft mehr Agroforstkulturen in die Fläche? Dafür braucht es mutige als auch überzeugte Landbauer aber – um bei der Wertschöpfungskette Holz zu bleiben – auch Kommunen und Energieversorger, die den Landwirten das Holz abnehmen und in Form von Hackschnitzeln in ihr Nah- oder Fernwärmenetz einspeisen.

Wo könnte man das Thema Agroforst und Wertschöpfungsketten besser diskutieren als auf dem Hof von Agroforst-Pionier Thomas Domin in Peickwitz, der auch stellvertretender Vorstandsvorsitzender des DeFAF ist (Link: https://agroforst-info.de/defaf-e-v/). Nach einführenden Vorträgen zu den Vorteilen der Agroforstwirtschaft allgemein und zu den förderrechtlichen Rahmenbedingungen bei der Anlage und Pflege von Agroforstsystemen in Brandenburg und Sachsen berichteten Landwirt Thomas Domin und Tobias Peschel vom Pflanzunternehmen Lignovis GmbH aus ihrer Praxis: Dabei sind verschiedenen Kultur-/Anlageformaten und verbundene Diversifizierung der Wertschöpfung keine Grenzen gesetzt. Sie orientieren sich an den Umweltbedingungen am Standort und den wirtschaftlichen Interessen des Hofes: ob in Streifen mit der hofeigenen Fruchtfolge verknüpft, flächig, als Hühnerwald oder in Koexistenz mit Werthölzern und/oder Strauchkulturen – die zur Holznutzung angepflanzten schnellwachsenden Baumarten, wie Pappel oder Weide, sind sehr genügsam. Sind sie erst einmal gepflanzt, können sie auf den potenziell zur Verfügung stehenden Flächen in Deutschland eine Menge CO2 binden und in neue Kreisläufe führen. Jetzt sind Kreativität, wirtschaftliche Diversifizierung und auch ein bisschen Optimismus und Mut gefragt!

Im Rahmen von zwei Fachsessions wurde über die Rahmenbedingungen der Etablierung einer regionalen Wertschöpfungskette Holz aus Agroforst und mögliche Kooperationsmöglichkeiten bei der Etablierung der Systeme, Pflege und Holzabnahme gesprochen. Die Landwirte wünschen sich Sicherheit in Form von langfristigen Pachtverträgen mit Holzabnahmegarantien von bis zu 15 Jahren. Solche langfristigen Kooperationsverträge mit landwirtschaftlichen Betrieben schließt z.B. die Energy Crops GmbH, eine Tochtergesellschaft der Vattenfall AG, für die Wärmeversorgung Berlins ab. Der Landwirt pachtet die Fläche und bereitet den Boden vor, während Energy Crops Kosten und Risiko für Anlage, Pflege, Ernte und Abtransport übernimmt. Neben diesen unternehmerischen Industrieangeboten kann auch ein Dorf / eine Kommune, ein lokales Energieunternehmen oder eine Genossenschaft mit der Landwirtschaft zusammenarbeiten. Bürgermeister Thomas Pöge (Thallwitz / Wurzener Land) zeigte wie Mehrnutzungskonzepte die Grundlage für einen langfristige Zusammenarbeit zwischen Dorf und Landwirt sein kann.

Für die Zukunft ist es wichtig, Klarheit darüber zu schaffen, dass die Etablierung und Nutzung von Agroforstsystemen über die GAP rechtlich geregelt ist und nichts befürchtet werden muss, wenn man sich denn traut. Agroforstsysteme sollten – auch über die energetische oder stoffliche Nutzung des Holzes hinaus – als zahlreiche Vorteile bringende Landnutzungssysteme mit relativ langer Lebensdauer verstanden und kommuniziert werden. Neben den wichtigen Ertragsvorteilen (verbesserter Wasserhaushalt & Reduzierung Erosion & Nützlingsförderung) spielen hier Leistungen zur Förderung der biologischen Vielfalt, des Bodenaufbaus und zur Anpassung an den Klimawandel eine große Rolle. Mit Blick auf die Wertschöpfungskette Holz aus Agroforst mit schnellwachsenden Baumarten sollten Kommunen mit ihren Landwirten stärker das Gespräch suchen. Hier schlummern große Potenziale hinsichtlich einer unabhängigeren kommunalen und dazu noch CO2-neutralen Wärmeversorgung mit Holz vom Acker.

 
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