Regional

In unserem vergangenen Newsletter haben wir einen Blick auf Mikro- und Regionallogistik im Rahmen unserer Reihe „Was heißt eigentlich…?“ geworfen. Dieses Mal gehen wir der Frage nach „Was heißt eigentlich regional?“. Diese Frage hat sich wahrscheinlich jede:r schon einmal beim Einkauf von Lebensmitteln gestellt. Regionsbezeichnungen lassen sich in fast allen Lebensmittelgeschäften finden. Diese reichen von Formulierungen wie scheinbar konkreten Räumen „von hier“, „aus der Region“, „vom Land“, „Heimat“ bis hin zu abstrakteren Varianten wie „gesicherte Herkunft“ oder „Herkunftsgarantie“. Alle diese Wegweiser haben zum Ziel, die betreffenden Produkte zu klassifizieren und in einen vertrauten Kontext zusetzen, welcher Sicherheit und Bewusstsein für eine traditionellere Produktion vor Ort oder eine Wertschöpfung mit kürzeren Wegen vermittelt oder Assoziationen wecken soll.

Regional bezieht sich zunächst auf einem unterschiedlich definierten und wahrgenommenen Raumbegriff - die Region. Wie schon die sehr abweichenden Bezeichnungen von regional bzw. Region im Lebensmitteleinzelhandel vermuten lassen, ist der Begriff nicht gesetzlich geschützt. Insbesondere in der Humangeographie wird versucht sich der Begriffsdefinierung von Region, regional und Regionalität durch verschiede Raumkonzepte anzunähern. Während sich ein Verständnis nach dem Containerraumkonzept1 über klare Grenzen und physische Distanzen als abgeschlossener Container beispielsweise über Landkreisgrenzen definiert, ermöglicht das Konzept nach Werlen² einen breiteren differenzierten Blick mittels drei Dimensionen – der subjektiven Welt, der sozial-kultureller Welt und physisch-materieller Kontext. Durch diesen Perspektivwechsel aus unterschiedlichen Dimensionen wird immer ein neuer Raum gezeichnet und wodurch sich die Auffassung von regional verschiebt. In diesem Sinne könnte eine Region basierend auf Ihrem ökonomischen Vernetzung und sozial-kulturellen Zugehörigkeit sowie Stoffströmen innerhalb eines bestimmten Bereichs entstehen. In Bayern bildet die Regionalmarke „UNSER LAND“ eine Region für die Lebensmittelvermarktung ab. Diese umfasst zehn Solidargemeinschaften aus elf Landkreisen um und zwischen Augsburg, München und der österreichisch-deutschen Grenze. Die Solidargemeinschaften haben zum Ziel die Lebensgrundlagen von Mensch, Tier und Pflanzen zu sichern. Dieses Regionalverständnis setzt einen gemeinsamen Wertekompass für die Bewirtschaftung von Kulturlandschaften, der Art der Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln sowie der lokalen sozialen und kulturellen Verbundenheit voraus.

Für die Schaffung und Kommunikation von Regionen gibt es also keinen Königsweg. Hierbei stellt sich die Frage - was soll durch die Region abgebildet und erreicht werden. Um jedoch Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Vermarktung nachhaltig regional und transparent auszugestalten, verlangt es zunächst nach einem einheitlichen Regionalverständnis, gemeinsamer Ziele und einer gut abgestimmten Kooperation auf gemeinsamen Werten.

 

Bibliographie:

1Löw, M. (2001). Raumsoziologie. Frankfurt am Main: Suhrkamp

²Werlen, B. (2004): Sozialgeographie. Bern

 
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