Gemeinschaftlich getragene Landwirtschaft (Englisch: „Community Supported Agriculture“ CSA) steht für eine neue Bewegung, der drei zentrale Gedanken zugrunde liegen: die Identifikation mit dem Produkt, das konsumiert wird, die Unterstützung der bäuerlichen Landwirtschaft und der Wunsch, die Produktion von Lebensmitteln mitzugestalten. Auch das Streben nach mehr Selbstbestimmung und Unabhängigkeit sind Motive für Betriebe und Verbraucher:innen, sich auf gemeinschaftlich getragene Landwirtschaft einzulassen.
Subventionsfreie Landwirtschaft, faire Preise, sichere landwirtschaftliche Einkommen und Erhalt der biologischen Vielfalt sind gesamtgesellschaftliche Ziele, die man mit gemeinschaftlicher Landwirtschaft erreichen kann. Hinzu kommen lokale und regionale Wirtschaftsnetzwerke und Wertschöpfungsketten, die zur Entwicklung des ländlichen Raums beitragen können. Bürgerbündnisse wie Ernährungsräte haben ebenfalls den Wandel des Ernährungssystems in der Region zum Ziel und unterstützen häufig die gemeinschaftlich getragene Landwirtschaft.
Die neue Form des Wirtschaftens kann eine echte Alternative für kleinere Familienbetriebe oder auch Zusammenschlüsse von Betrieben darstellen. Denn das Anbaurisiko wird auf viele Schultern verteilt, die landwirtschaftlichen Arbeitnehmer erhalten ein sicheres Einkommen, unabhängig von Marktpreisschwankungen.
Die Produktionskosten des laufenden Geschäftsjahrs werden gemeinschaftlich getragen. Im Gegenzug erhält die Gemeinschaft die landwirtschaftlichen Produkte: Gemüse, Eier, Fleisch, Molkereiprodukte, Mehl und Brot, je nach Ausrichtung des Betriebs. Im Idealfall beschäftigen sich die Landwirte nicht mehr mit Förderanträgen und Kontrollen, sondern können sich auf die Landwirtschaft konzentrieren, die sie in Abstimmung mit der Gemeinschaft umsetzen. Denn wenn sich eine Solidargemeinschaft entschließt, den landwirtschaftlichen Prozess mitzutragen, geschieht eine Entkopplung vom Geschehen auf den Weltmärkten. Ob ein landwirtschaftlicher Betrieb wettbewerbsfähig ist, entscheidet dann das gute Miteinander von Erzeuger und Verbrauchern. Auch die Größe des Betriebes ist nicht mehr entscheidend für den Erfolg. Die Beziehung zwischen Erzeuger:innen und Verbraucher:innen, die oft verloren gegangen ist, wird wiederhergestellt. Gemeinschaftlich getragene Landwirtschaft trägt dazu bei, einer Öffentlichkeit, die zunehmend von Produktionsprozessen und -bedingungen abgekoppelt ist, die Möglichkeiten und Grenzen von Landwirtschaft wieder nahezubringen.
In Deutschland wurde 2011 zur Unterstützung der Bewegung von Verbrauchern und Landwirten das „Netzwerk Solidarische Landwirtschaft“ gegründet. Der Begriff Solidarität wird von den Gründern dabei so verstanden, dass eine verantwortungsvoll betriebene Landwirtschaft die Verbraucher unterstützt und nicht umgekehrt. Gesunde Lebensmittel, ein funktionierendes Ökosystem und die Erhaltung von natürlichen Landschaften sind das Ergebnis.
Eine Übersicht über die Solidarischen Landwirtschaftsbetriebe im Raum Leipzig gibt es auf der Seite des Ernährungsrates Leipzig: https://ernaehrungsrat-leipzig.org/ag-solawi/
Der oben stehende Text wurde zu großen Teilen aus der Sonderausgabe LandInForm der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume zusammengestellt.
Die Ausgabe können Sie sich hier herunterladen: https://www.ble-medienservice.de/7121/landinform-spezial-7-gemeinschaftlich-getragene-landwirtschaft
Weitere spannende Artikel zum Thema finden Sie auf der Seite der Schweisfurth Stiftung:
https://schweisfurth-stiftung.de/netzwerknews/gemeinschaftsgetragenes-wirtschaften-mit-dem-csx-ansatz-aus-der-nische-zur-ernaehrungswende/
https://schweisfurth-stiftung.de/stadt-land-tisch/resilient-kooperativ-und-regional-die-solidarische-landwirtschaft-ein-zukunftsmodell/