Am 21.6.2023 besuchte eine Gruppe aus dem Saarland zwei Agroforst-Pionierbetriebe im benachbarten Rheinland-Pfalz. Staatssekretär Sebastian Thul vom Umweltministerium sowie weitere Teilnehmer/Innen vom Ministerium, der Kreisverwaltung St. Wendel, Slow-Food Saarland, der HTW und dem IfaS ließen sich von den Landwirten Hans Pfeffer (Bannmühle, Odernheim am Glan) und Axel Schönbeck (Ingweilerhof, Reipoltskirchen) zwei verschiedene Agroforstsysteme auf Grünland und Acker, deren Nutzen für die Landwirtschaft sowie Gemeinwohlleistungen erläutern. Direkt auf den Praxisflächen wurden neben anbautechnischen Details vor allem die rechtlich-administrativen Hürden für eine breitere Anwendung von Agroforst als Mehrnutzungskonzept, vor allem zum Wasserrückhalt, Erosions- und Hochwasserschutz diskutiert.
Jörg Böhmer vom Bereich „Biomasse und Kulturlandschaftsentwicklung“ am IfaS stellte kurz das aktuell laufende AGROMIX-Projekt (gefördert durch die EU im Rahmen von Horizon2020) vor, im Rahmen dessen diese Exkursion stattfand und gab einen Ausblick auf das kommende EU-LIFE Projekt „AFaktive“, in dem es um ein verbessertes Wassermanagement in der Landschaft durch Agroforstsysteme geht. Um den Stand der Entwicklung bei der Prognose von Hochwasserrisiken zu verdeutlichen, stellte Rebecca Hinsberger von der Arbeitsgruppe Wasser der HTW eine Modellierung am Beispiel einer saarländischen Kommune vor. Diese Modelle sollen in „AFaktive“ weiterentwickelt werden, so dass künftig auch der Einfluss von Agroforstsystemen auf den Wasserhaushalt und Hochwasserrisiken abgebildet werden kann.
Da in diesem Projekt weitere Praxisbeispiele – sowohl auf Ebene einzelner landwirtschaftlicher Betriebe als auch für ganze Gemeinden, Regionen oder Wassereinzugsgebiete – entwickelt und begleitet werden sollen, wurde auch über Ansätze für eine solche Praxisentwicklung im Saarland diskutiert. Staatssekretär Thul zeigte sich aufgeschlossen für eine solchen Entwicklung und regte an, die Thematik und etwaige Fördermöglichkeiten weitergehend mit den zuständigen Stellen im Ministerium zu erörtern sowie zugleich nach interessierten Gemeinden/Regionen Ausschau zu halten. Betriebe, Kommunen oder andere regionale Akteure, die eine Verknüpfung von Landnutzung, Klimaanpassung/Wassermanagement und Regionalentwicklung anstreben, können sich für eine Projektbeteiligung beim IfaS melden