Vergleichende Erfassung von Fledermausaktivität an Agrarholzstreifen

Foto: Braunes Langohr im Flug – © Dietmar Nill

Fledermäuse nutzen oftmals linienhafte Strukturen in ihrem Lebensraum. Hecken, Baumreihen, aber auch Gebäude bieten einen windgeschützten Raum zur Jagd, vor allem aber helfen sie bei der Orientierung. Diese erfolgt bei den nächtlichen Fliegern durch Rufe im Ultraschallbereich, anhand der Echos wird die Lage von Objekten, aber auch Beute hochauflösend erfasst.

Die Aufgabenstellung bearbeitete vor diesem Hintergrund die Annahme, dass Fledermäuse Hecken innerhalb einer weitgehend ausgeräumten Agrarlandschaft als linienhafte Leitstruktur nutzen, indem mit akustischen Erfassungen die Fledermausaktivität festgehalten wurde. Gleichartige Erfassungen wurden zeitgleich auch an Agrarholzstreifen getätigt, also linienhaften Pflanzungen schnellwachsender Gehölze, welche meist der Energieholzgewinnung dienen. Als Referenzwert wurden außerdem noch Messreihen an Flächen vorgenommen, welche über keinerlei linienhafte Strukturen verfügen.

Die Kartierung erfolgte durch akustische Erfassung der im Ultraschallbereich rufenden Fledermäuse. Hierzu wurden einerseits an sechs stationären Standorten automatische Aufnahmegeräte (sog. Horchboxen) in Erfassungszeiträumen von jeweils 3-5 Nächten betrieben. Zwei Standorte befanden sich unmittelbar am Saum eines seit Jahrzehnten bestehenden Feldgehölzes, zwei weitere am Saum eines Agrarholzstreifens und zwei Standorte auf einer strukturarmen Nutzfläche. Darüber hinaus erfolgte eine mobile Erfassung mit einem Bat-Detektor durch Geländebegehungen entlang von Transekten und der visuellen Beobachtung der Flugwege der gesichteten Fledermäuse.

Die Ergebnisse weisen für die Untersuchungsflächen eine vielfältige Fledermausfauna aus. Es wurden 8 Arten nachgewiesen, darunter eine nicht sicher bestimmte Myotis-Art. Das Arteninventar an den verschiedenen Aufnahmepositionen unterschied sich nicht wesentlich. Als häufigste Art wurde die Zwergfledermaus registriert. Mit großen Abständen bei den registrierten Aktivitäten folgen Mücken- und Breitflügelfledermaus. Die Erfassung der meisten Arten entspricht der Erwartung an eine insgesamt vielfältig ausgestattete Landschaft. Bemerkenswert ist der Nachweis der Mopsfledermaus, die deutschlandweit wie auch in Sachsen stark bestandsgefährdet ist. Aktivitäten dieser eher seltenen Art wurden bis auf einen an allen anderen Standorten festgestellt.

Bis auf das Fehlen der Mopsfledermaus an einem Erfassungspunkt konnten keine Unterschiede in der Artenzusammensetzung der einzelnen Standorte festgestellt werden. Auch die Unterschiede in den Anzahlen der registrierten Fledermaus-Aktivitäten waren relativ gering. Allerdings war in einer größeren Agrarfläche östlich von Canitz der Flugbetrieb entlang einer alten Feldhecke deutlich höher als über der benachbarten freien Ackerfläche. Am dort gepflanzten Agrarholzstreifen war eine mittlere Aktivität zu verzeichnen. Die seit vielen Jahren etablierte, arten- und strukturreiche Feldhecke bietet den Fledermäusen einerseits eine gewohnte Flugroute, andererseits auch ein höheres Nahrungsangebot. Der neu gepflanzte Agrarholzstreifen muss von den Fledermäusen zunächst in die Flugrouten übernommen werden. Zudem wird der Agrarholzstreifen in mehrjährigem Rhythmus auf den Stock gesetzt, so dass er dann bis zum nächsten Aufwachsen nicht zur Verfügung steht. Die Ackerflächen bieten insbesondere bei Getreideanbau für die Fledermäuse kaum Blüten- und damit auch kein Insektenangebot. Lediglich beim Anbau blütenreicher Nutzpflanzen wie z. B. Luzerne können auch über den offenen Ackerflächen höhere Fledermausaktivitäten festgestellt werden.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine Pflanzung von Agrarholzstreifen in der offenen Agrarlandschaft für die Fledermäuse positive Auswirkungen hat. Die neuen Strukturen erreichen zwar nicht die ökologische Qualität einer über lange Zeiträume bestehenden Feldhecke, dienen den Tieren aber dennoch als Leitstrukturen beim Überfliegen offener Landschaften (Transferflügen zwischen Quartier und Nahrungshabitat) und in einem gewissen Maße auch Jagdlebensraum. Damit erfüllen die Agrarholzstreifen gleichzeitig eine Funktion im Rahmen eines lokalen oder regionalen Biotopverbundes.

Es konnte eine bemerkenswerte Vielfalt an Fledermausarten festgestellt werden. Allerdings konnten kaum Unterschiede der Fledermausaktivität an den verschiedenen Standorten festgestellt werden. Vielmehr scheinen anderweitige Faktoren eine wesentliche Rolle zu spielen, wie zum Beispiel die Nähe zu Lichtquellen, welche Beuteinsekten aus der gesamten Umgebung anlocken und so ein lohnenswerteres Jagdrevier für lichttolerante Fledermausarten formen.

Festgestellte Arten:

Zwergfledermaus, Mopsfledermaus, Abendsegler, Rauhautfledermaus, Mückenfledermaus, Breitflügelfledermaus, Langohrfledermaus, Myotis-Art

Download: Vergleichende Erfassung von Fledermausaktivität an Agrarholzstreifen

Alle Fotos: © Dietmar Nill

 
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